Auch Kerle wollen Weidegang
Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist noch keine Selbstverständlichkeit. Auch nicht unter Rindern. Nur genießen auf Milch erzeugenden Betrieben die weiblichen Wesen mehr Rechte als ihre männlichen Geschwister. Den Kühen gewährt man „Kuhkomfort“ und Bewegungsraum, während die Kerle meist dicht auf dicht im Maststall stehen. Geniessenschaftler sorgen für dringend notwendige Emanzipation.
Bioland-Milchbauer Hans Möller und seine Frau Anette tun außergewöhnlich viel Gutes für ihre Tiere, selbst im Vergleich mit anderen Bioland-Betrieben. So halten sie zum Beispiel auf ihren Flächen eine auf Zweinutzung gezüchtete und vom Aussterben bedrohte Rasse, das deutsche schwarzbunte Niederungsrind. Auf den ersten unbedarften Blick erinnert es mit seiner schwarz-weißen Musterung an seine Verwandten aus der Hochleistungszucht. Schaut man jedoch genauer hin, so fallen die Vorzüge der genügsamen und robusten Rinder ins Auge: Sie sind kräftig gebaut, bewegen sich auf der Weide wie gut trainierte Sportler und machen einen rundum kerngesunden Eindruck. „Zweinutzung“ bedeutet nämlich nichts anderes, als sowohl die Milch wie das Fleisch der Tiere gleichermaßen wirtschaftlich zu nutzen. Und das geht nur mit gut gebauten, stämmigen Rindern.
Tatsächlich ist es etwas Besonderes, dass die Weideflächen der Familie Möller nicht ausschließlich den Milchkühen vorbehalten sind. Wenn nämlich ein Betrieb überwiegend von der Milcherzeugung lebt, tritt das Wohlergehen der männlichen Kälber aus der Nachzucht oft in den Hintergrund. Das ist in der Öko-Landwirtschaft nicht anders als auf konventionellen Betrieben. Immer mehr Höfe haben sich so weit auf die Milchproduktion spezialisiert, dass für die Mast männlicher Tiere kein Platz im Alltagsbetrieb mehr ist. Deshalb werden die jungen Kerle so früh wie möglich an andere Höfe abgegeben, oft nicht einmal zu Kosten deckenden Preisen. Hans und Anette Möller widerstrebt das zutiefst. „Es ist weder nachhaltig noch tiergerecht, nur die weibliche Nachzucht auf dem eigenen Hof aufzuziehen“, sind die beiden überzeugt. Sie haben beschlossen, die männlichen Kälber ihrer Milchkühe fortan nur noch selbst aufzuziehen. Und zwar genauso wertschätzend und respektvoll wie alle anderen Rinder auf dem Hof: In muttergebundener Kälberaufzucht und ganzjähriger Weidehaltung.
Nach der Geburt wachsen die jungen Kerle zunächst an der Seite ihrer Mutter in unmittelbarer Hofnähe auf. Sobald sie keine Milch mehr brauchen und nur noch Raufutter, also Gras, fressen, kommen sie mit ihren Brüdern auf eine Weide. Damit sich die Bullenkälber später beim Erreichen der Geschlechtsreife keine Verletzungen durch Rangkämpfe zufügen – wie alle Rinder auf dem Hof dürfen sie nämlich ihre Hörner behalten – kastriert man sie unter Schmerzausschaltung und Betäubung. Durch diesen Eingriff werden aus ungestümen Jungbullen geduldige Weideochsen, die auch im Umgang mit Menschen deutlich gelassener auftreten. Das ist nicht ganz unbedeutend, wenn man sie gefahrlos in Gruppen auf einer Weide halten will.
Wenn die Weideochsen vom Ferienhof Möller nach zwei Jahren ihren letzten Gang antreten, haben sie etwas hinter sich, was den meisten ihrer Artgenossen verwehrt blieb: Ein würdiges und tiergerechtes Leben vor dem Tod. Möglich wird das erst durch ein erkleckliches Maß an Mehraufwand und Wertschätzung. Wir suchen deshalb Menschen, die als Geniessenschaftler bereit sind, die besonders tier- und umweltgerechte Haltung von Weidemastochsen durch ein Genussrecht in Form einer Vorauszahlung auf das später erzeugte Fleisch abzusichern. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und erfahren Sie mehr!